SA 5. Juni, 11:00
Kien Nghi Ha, Berlin
Decolonializing Germany - Zur Notwendigkeit postkolonialer Perspektivenverschiebungen
Lecture, 40 min
anschließend: KIEN NGHI HA IM GESPRÄCH MIT CHRISTINE REGUS, BERLIN
Gespräch, ca. 20 min
In deutscher Sprache mit englischer Simultanübersetzung


Entgegen der üblichen Logik, den Blick vor allem auf die fernen Kolonien zu richten, fragt der Politikwissenschaftler Kien Nghi Ha nach der inneren Kolonialisierung Europas. Ha untersucht den gesellschaftlichen Entstehungsort des Kolonialisierungsprozesses in den europäischen Metropolen und bespricht in diesen Zusammenhang die epochale „Berliner Afrika-Konferenz“ von 1884/85. Sein Interesse gilt den Auswirkungen auf die politische Kultur Deutschlands und ihr aktuelles gesellschaftspolitisches Vorgehen hinsichtlich Migration und Rassimus.

Kien Nghi Ha ist Kultur- und Politikwissenschaftler. Er war 2009 Gastwissenschaftler am Asia/Pacific/America-Institute (New York University) und danach Research Fellow an der Universität Heidelberg. Gegenwärtig kuratiert er am Hebbel am Ufer Theater (Berlin) ein diskursives Programm zur vietnamesisch-deutschen Diaspora im Herbst 2010. Seine Forschungsinteressen beziehen sich auf Postcolonial Studies, Rassismus und Transnational Asian German Studies. Er hat zahlreiche Beträge zu Fragen kultureller Hybridität, Identitätspolitik und koloniale Präsenzen mit einem Fokus auf den deutschen Kontext publiziert.

Mit tiefem Bedauern und großer Trauer müssen wir bekannt geben, dass der nigerianische Theaterwissenschaftler und Autor Professor Esiaba Irobi am 4.Mai 2010 verstorben ist. Seine Lecture "The trouble with postcolonial theory" sollte am 5. Juni der Auftakt sein für das Themenwochenende "Die Gegenwart des Anderswo im Jetzt".


SA 5. Juni, 12:30 Uhr
Esther Mugambi, Amsterdam

Solo-Video-Performance, 2009, 40 min, in englischer Sprache

Wie hätte Esther Mugambis Leben ausgesehen, wenn sie in Kenia geblieben wäre? Davon erzählt und rappt Mugambi in ihrem Solo, sie spielt mit Videobildern, in denen afrikanische VJs amerikanische und europäische Filme in ihre eigene Sprache übersetzen. Mugambi setzt die Geschichte der Filmbilder in Beziehung zu ihrer eigenen und erfindet damit eine neue. Die interdisziplinär arbeitende Performerin ist in Kenia geboren, in Australien aufgewachsen und lebt seit zehn Jahren in Amsterdam.


SA 5. Juni, 13:30
Fabien Eboussi Boulaga, Yaoundé

BASIC PRINCIPLES FROM AN AFRICAN PERSPECTIVE
Lecture
In englischer Sprache mit deutscher Simultanübersetzung


Vor 50 Jahren erlangten 17 afrikanische Staaten ihre Unabhängigkeit. Wie unabhängig ist Afrika heute tatsächlich? Wie müsste eine gemeinsame Bewältigung der Kolonialvergangenheit seitens Europa und Afrika aussehen? Der Philosoph und Theologe Fabien Eboussi Boulaga aus Kamerun, einer der bedeutendsten Denker des afrikanischen Kontinents, reflektiert die Dekolonisierung auf beiden Seiten: Illusionen, Fakten und Perspektiven eines interkulturellen und politischen Dialoges.


SA 5. Juni, 15:00
Asta Gröting, Berlin

mit Buddy Big Mountain, New York
Text: Deborah Levy, London
Solo-Performance, Bauchredner mit Puppe, 2005, 55 min


Die Kunst des Bauchredens ist in Europa ob ihres oft nur vordergründigen Humors als bloßes Entertainment verrufen. Nicht so bei I AM BIG, einem Dialog zwischen dem amerikanischen Indianer und Bauchredner Buddy Big Mountain und einer Puppe, die von Asta Gröting, Professorin an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, entworfen wurde. Die Künstlerin gibt dem Bauchredner zur neuen Puppe eine neue Geschichte; ein Text für einen Körper mit zwei Figuren. Wer spricht hier, wenn es um die Frage der eigenen Identität geht?


SO 6. Juni, 11:00
Nasser Al-Sheik, Khartum

Lecture
In englischer Sprache mit deutscher Simultanübersetzung


Al-Neelain bedeutet das Aufeinandertreffen des Blauen Nil, der aus Äthiopien kommt und des Weißen Nil, der im Viktoriasee beginnt. In Khartum vereinen sich die beiden zum Strom Nil. Als das Al-Neelain University Theatre im 19. Jahrhundert gebaut wurde, repräsentierte es die Partnerschaft der Kolonialherren Ägypten und Großbritannien. Der künstlerische Leiter und Theaterspezialist für Friedens- und Konfliktlösungen Nasser Al-Sheik berichtet anhand von Videobeispielen über die Arbeit dieses unabhängigen Theaters. Er beschreibt seine Auseinandersetzung und Verortung in der postkolonialen Geschichte und in der Tradition des Sudan. Das Land ist heute zwischen dem afrikanischen und arabischen Kulturraum zerrissen


SO 6. Juni, 12:30
Faustin Linyekula / Studios Kabako, Kisangani

Performance, 2005, 45 min, in englischer Sprache

In „Le Cargo“ denkt der kongolesische Choreograf Faustin Linyekula über die Lebenssituation in der Demokratischen Republik Kongo nach und hinterfragt ernüchtert die Errungenschaften einer so genannten postkolonialen Gesellschaft. „Um diese koloniale Reise zu vollenden“ zieht er Artefakte aus Afrika und die Off-Stimmen von Wole Soyinka, Achille Mbembe, Stuart Hall und vielleicht auch einige Worte von Adonis heran.


SO 6. Juni, 13:30
Gabriele Genge, Essen

Lecture, 20 min
anschliessend: GABRIELE GENGE IM GESPRÄCH MIT ALMA-ELISA KITTNER, BRAUNSCHWEIG/BERLIN
Gespräch, ca. 30 min.
in deutscher Sprache mit englischer Simultanübersetzung


Seit ihrer so genannten Entdeckung reisen koloniale Artefakte durch den europäischen Kulturraum und werden in Museen ausgestellt. Wie wird heute mit diesen Objekten umgegangen, wie werden sie wahrgenommen? Die Kunsthistorikerin Gabriele Genge, Professorin an der Universität Duisburg-Essen, stellt Bildende Künstler aus Afrika vor, die Kontinuitäten und Wandel im Umgang mit dem Kontinent, seiner Kultur und seiner Kunst inszenieren. Mit Alma-Elisa Kittner, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, diskutiert Gabriele Genge die ästhetische und gesellschaftliche Bedeutung dieser der von einem Kulturraum zum anderen reisenden Objekte.


SO 6. Juni, 15:00
Otobong Nkanga, Antwerpen/Paris

(1972 - 2007/08), presentation 2010
A happening by Allan Kaprow re-invented by Otobong Nkanga
Live-Installation, 20 min + Lecture-Gespräch, ca. 30 min
In englischer Sprache


Die nigerianische Bildende Künstlerin Otobong Nkanga reinterpretiert Baggage, ein Score des amerikanischen Performancekünstlers Allan Kaprow von 1972. In ihrer Version reist Nkanga mit holländischem Sand im Gepäck von den Niederlanden nach Nigeria. Dort leert sie ihren Rucksack aus, füllt ihn mit neuem Sand und schickt ihn per Post zurück nach Holland. Mit der Umwidmung des Happenings von Kaprow rückt sie unter anderem die Themen Migration und Vertreibung in den Mittelpunkt und entwirft einen diskursiven Raum, in dem diese politischen, juristischen und sozialen Themen aktiviert werden.



Die Lectures und Vorstellungen beginnen pünktlich.
Kein Nacheinlass bei den Performances.






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