Zeitgenössisches Theater aus und über Afrika – wie schauen wir eigentlich auf Kunst aus postkolonialen Ländern, über deren Geschichte, Kultur und Gesellschaften wir oft nur wenig wissen? Wie wird die Geschichte der Kolonisierung, die Europa und Afrika ebenso teilt wie eint, aus den verschiedenen Perspektiven erzählt und wahrgenommen? Profitiert auch der Kulturbetrieb von der historisch begründeten Ungleichheit zwischen Nord und Süd, setzt er koloniale Verhältnisse fort? Oder gibt es Alternativen, gibt es gleichberechtigte Möglichkeiten von Austausch und Kommunikation?

Im Zentrum dieses Themenschwerpunkts stehen vier Theaterproduktionen. Der Tänzer und Choreograf Boyzie Cekwana aus Südafrika setzt sich in Influx Controls mit den physischen und psychischen Auswirkungen von Apartheid und Kolonialismus auseinander, denn: „Der Geschichte kann ich nicht entkommen“,

wie er schreibt. Sein weißer Landsmann Brett Bailey benutzt das schockierende Format ethnographischer Schaustellungen, um von dem Völkermord an den Hereros und Namas in Namibia zu erzählen. Die jungen belgischen Künstler David Van Reybrouck und Raven Ruëll fragen nach Moral und den Verstrickungen des Einzelnen in den Widersprüchen der postkolonialen Welt. Und Faustin Linyekula macht Schluss mit Bérénice, und hinterfragt die kulturelle Dominanz des Nordens.

Die Filmreihe Archiv möglicher Zukunft vergegenwärtigt Kolonialgeschichte in sechs Programmen, insbesondere die deutsche, die hierzulande häufig ausgeblendet wird. Ein Festivalstipendium lädt Nachwuchskünstler aus aller Welt ein, sich mit dem Festivalprogramm und dem Themenschwerpunkt auseinanderzusetzen und darüber auszutauschen. Das Eröffnungskonzert im Festivalzentrum feiert die Potentiale der Reibung von europäischen und afrikanischen Traditionen. Und ein Themenwochenende vertieft die Fragestellungen in Performances, Videos, Installationen und Vorträgen.

gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes


line

back button drucken | weiterempfehlen