Zum zweiten Mal lädt das Festival Theaterformen junge Theatermacher aus allen Teilen der Welt ein, zwölf Tage lang zeitgenössisches Theater zu erleben. Bereits 2010 begleiteten elf Stipendiaten das Festival in Braunschweig. In diesem Jahr kommen Künstler u.a. aus dem Iran, Irak, Libanon, aus Ägypten, Ungarn und den USA nach Hannover. Sie sind Autoren, Schauspieler, Regisseure, Choreografen oder Bühnenbildner und stehen alle am Anfang ihrer Karriere. Während des gesamten Festivals sind sie zu Gast und besuchen alle Vorstellungen. Sie tauschen sich untereinander aus, treffen die beim Festival anwesenden Künstler, mischen sich unters heimische Publikum und erzählen beim Festivalfrühstück von ihren Erlebnissen. In ihrer Doppelrolle als Künstler und Zuschauer bereichern sie das Festival.

Projektleitung Sylvia Franzmann

Leila Anderson - SÜDAFRIKA
Leila Anderson (*1984) ist Performerin, Regisseurin, Autorin und gestaltet Kostüme und Bühnenbilder. Sie lebt und arbeitet in Kapstadt. In diesem Jahr war sie u.a. als Performerin in der Produktion Strand von Athina Valha beim Infecting the City Public Arts Festival in Kapstadt zu sehen, dessen künstlerischer Leiter, Brett Bailey, bei den Theaterformen 2011 in Hannover zu Gast sein wird. In der Produktion Exotic Alien, die sie in diesem Jahr beim Edge of Wrong Festival in Kapstadt zeigte, ist Anderson Darstellerin, Regisseurin und Designerin in einem. 2010 zeigte Anderson die Solo-Performance Foreign Affair: Trotsky, die in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Rodney Place entstand, in Holland, Finland und in Deutschland im Kunstmuseum Bonn.

Denis Biro - Ungarn
Denis Biro (*1981) studierte Theaterwissenschaften an der Hochschule für Theater und Film in seiner Geburtstadt Budapest, wo er nach wie vor lebt und arbeitet. Seit 2007 arbeitet Biro als Dramaturg. Außerdem verfasste er verschiedene Artikel für die Tageszeitung Magyar Hírlap. Zuletzt arbeitete er mit der Dramaturgin Anna Lengyel an der dokumentarischen Theaterproduktion Szóról szóra – Word for word, die Rassismus und jüngst begangene Morde an Roma in Ungarn thematisiert. Biro nimmt sich die Freiheit, immer wieder zwischen verschiedenen Genres des Theaters zu wechseln und neue Themen zu bearbeiten. Beim Festival Theaterformen interessiert ihn besonders das Kinder- und Jugendprogramm.

Ghassan Ismael Kareem - Irak
Ghassan Ismael Kareem wurde 1979 im Irak geboren und lebt in Bagdad. Als Schauspieler wirkt er seit 2002 in Fernseh- und Theaterproduktionen mit. 2010 war er in der Theaterproduktion Hamlet under the Freedom Monument als Darsteller zu sehen. Seit 2000 führt er außerdem Regie. Für das irakische Fernsehen war Kareem 2008 und 2009 als Darsteller in den TV-Serien Assad Babil – Babylon Lion und Bayit el-Bannat – The Girls’ house engagiert.

Aly Khamees - Ägypten
Aly Khamees (*1986) studiert seit 2008 zeitgenössischen Tanz im Studio Emaddedien and Descent Dance Association in Kairo. Er nahm an Workshops in den Bereichen Schauspiel, Tanz und Gesang teil. In letzter Zeit war er vorwiegend als Film- und Fernsehschauspieler tätig, in Produktionen wie Last Days of the City von Regisseur Tamir Al Said und Asmaa von Amro Salama. Seit 2007 wirkt er als Darsteller ebenfalls in Performances und Theaterproduktionen mit und war 2010 Clown bei der französischen Organisation Clowns Sans Frontières.

Alexandra Kuechler Cafall - USA
Alexandra Kuechler Cafall (*1983) wird ihr Regiestudium an der New School for Drama in New York City im kommenden Jahr abschließen. Sie ist Gründungsmitglied der Gruppe Lamb&Drum, die mit geringem technischen Aufwand Magazine, Kurzfilme, Konzerte, Happenings und Performances produziert. Von 2006 bis 2008 war sie beim Artists Repertory Theater in Portland für Kostüme und Ausstattung verantwortlich. Seit 2008 ist sie Regieassistentin und Casting Direktorin bei Nonsense in New York – einer Compagnie, die ortspezifisches Theater mit Musik, Video, Performance und Installation verbindet.

Kamila Mamadnazarbekova - Russland
Kamila Mamadnazarbekova (*1986) ist Theaterwissenschaftlerin und Kritikerin. Gegenwärtig studiert sie an der RATI-GITIS Theaterakademie in Moskau. Sie arbeitete als Übersetzerin für Festivals und Theaterhäuser in Moskau, wie dem NET Festival, Golden Mask Festival und dem Stanislavsky Musiktheater. Als freie Journalistin verfasst sie regelmäßig Beiträge für die Zeitung Vedomosti, das GQ Magazin, Afisha Magazin und Seance Magazin. Zuletzt veröffentlichte sie einen umfangreichen Artikel über die Geschichte des dokumentarischen Theaters im russischen Magazin Theater (Nr.2, 2011).

Alexandre Paulikevitch - Libanon
Alexandre Paulikevitch (*1982 in Beirut). Er studierte an der Universität von Paris VIII Theater und Tanz, lebt seit 2006 wieder in Beirut und reflektiert in seiner Arbeit als Tänzer, Choreograph, Tanzlehrer und Veranstaltungsorganisator über Gender und über den sogenannten „orientalischen Tanz“, den er u.a. mit der Leila Haddad Dance Company an der Ecole de Danse de Marais bis 2004 in Paris zeigte. In seiner Produktion Mouhawala Oula von 2009 untersucht Paulikevitch den orientalischen Tanz in dessen kultureller Rolle jenseits der Vorstellung einer leichten und von männlichen Interessen geprägten Unterhaltung. Im März 2011 organisierte er den Workshop „Queer Geography“, in dem Gender und Sexualität in der urbanen Umgebung erforscht, soziale Normen und Codes des öffentlichen Raums untersucht und in eine künstlerische Sprache übersetzt wurden. In einer Publikation sollen die Erfahrungen mit „Queer Geography“ aus Kopenhagen, Tijuana und Beirut gesammelt werden.

Mariana Senne - Brasilien
Mariana Senne (*1977) ist seit 1999 Schauspielerin in der brasilianischen Compagnie Cia. São Jorge de Variedades in São Paulo. Cia. São Jorge de Variedades möchten den Theaterraum ausweiten auf Korridore, Garderoben, Backstage-Bereiche, Vorplätze, Straßen, Obdachlosenheime. So soll in tägliche Abläufe eingegriffen und die Stadtlandschaft belebt und restrukturiert werden. Inszeniert wurden eigene Stücke und Werke von Autoren wie Qorpo Santo, Max Frisch, Gero Camilo und Heiner Müller. 2010 arbeitete Senne mit der andcompany&Co. für die deutsch-brasilianische Produktion FatzerBraz. Außerdem lehrt sie seit 2007 an der renommierten Theaterschule Escola Livre de Teatro in Santo André.

Azade Shamiri - Iran
Azade Shamiri (*1982) ist Theaterautorin, freiberufliche Wissenschaftlerin und Übersetzerin. Sie beendete ihr Masterstudium der Theaterliteratur an der Universität Teheran mit einer Arbeit über postkoloniale Theorie in der Theaterliteratur. Sie ist Redaktionsmitglied im Bereich Kunst und Kultur bei der Tageszeitung Roozegar. Seit 2002 verfasst sie Beiträge für Fachzeitschriften und Zeitungen wie Simia Quarterly, Etemad, Art Quarterly (Faslname-ye Honar). Für ihre Arbeit als Wissenschaftlerin und Autorin gewann sie schon während ihres Studiums Beachtung. Zuletzt wurde sie als Autorin für ihr Stück Black Skin, White Masks mit dem ersten Preis beim 12. Iranischen und internationalen Festival der Universitätstheater 2009 in Teheran ausgezeichnet.

Ana Sofrenovic - Serbien
Ana Sofrenovic (*1972) lebt und arbeitet als Schauspielerin und Sängerin in Belgrad. Nach ihrem Studium an der Academy of Dramatic Arts in Belgrad absolvierte sie außerdem ein dreijähriges Gesangstraining an der Royal Academy of Music in London. Sie interessiert sich besonders für die Möglichkeiten der menschlichen Stimme in der zeitgenössischen Performance, in Konzerten und im Theater. Neben Engagements für serbische Theater präsentierte sie 2008 ihre eigene Produktion Coda in Belgrad. Sie war als Darstellerin in nationalen und internationalen Filmproduktionen zu sehen, zuletzt 2010 in Raven von Regisseur James McTegue. Zudem wirkte sie in serbischen und britischen TV-Serien mit (2002 und 2003 u.a. für BBC). Als Sängerin arbeitete sie mit Filmkomponisten, komponiert eigene Stücke und performt live auf der Bühne. Zuletzt brachte ihre Arbeit sie nach New York, wo sie in Songs of Ascension von Meredith Monk zu hören war.

Ruhanie Perera - Sri Lanka
Ruhanie Perera (*1979) ist Performerin und Theatermacherin sowie Gastdozentin an der University of Colombo. 2009 schloss sie den Masterstudiengang „Performance and Culture: Interdiscplinary Approaches“ an der Goldsmiths, University of London ab. 2007 gründete sie gemeinsam mit Theatermacher Jake Oorloff die Theatercompany floating space. 2010 führte sie Regie bei der Produktion Letters, die bei der vom Goethe Institut organisierten Dance Platform gezeigt wurde. Als Performerin war sie zuletzt im April 2011 in der floating space-Produktion My Other History zu sehen, wofür sie außerdem Co-Regie führte. Neben Touren in Sri Lanka und Indien, war sie 2010 Darstellerin in Dries Verhoevens Produktion Life Streaming, die in Großbritannien, Holland und Deutschland zu sehen war. In ihrer aktuellen Forschung beschäftigt sie sich vor allem mit der Praxis des Geschichtenerzählens und soziokulturellen Kontexten der Performance.

Theaterformen nimmt 2011 am Fortbildungsprogramms "Kulturmanagement in Afrika" des Goethe Instituts teil. Im Rahmen der Initiative "Kultur und Entwicklung" wird Léonard Kofi Yakanou aus Togo das Festival als Hospitant begleiten.

Léonard Kofi Yakanou - Togo
Léonard Kofi Yakanou wurde 1963 in Lomé, Togo, geboren. Er arbeitet als Mathematiklehrer, Kulturmanager und Schriftsteller, ist Direktor und Mitorganisator des Festival de Théâtre de la Fraternité (FESTHEF) in Assahoun sowie Direktor der Agentur Téré Culture in Lomé. Er beschäftigt sich mit Theater-, Storytelling-, Tanz- und Musikforschung und hat mehrere Stücke geschrieben, darunter Les aigris du Boulevard de la libération sowie Ella et Bafon. Er betrachtet sich als "Kultur-Aktivist" und sieht in der kulturellen Entwicklung einen Schlüsselfaktor für den erfolgreichen Kampf gegen die Armut in Togo.


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