11.06.2017

Ausblick auf die zweite Festivalwoche ​

Ab heute unternehmen Myriam Lefkowitz und ihre Performer gemeinsam mit den Zuschauern den außergewöhnlichen Stadtspaziergang Walk, Hands, Eyes (Hannover). Um unseren Umgang mit dem Fremden geht es ab morgen in der schwedischen Inszenierung Tigern, in der eine Raubkatze aus dem Zoo entwischt und eine ganze Kleinstadt durcheinanderbringt. Zur Wochenmitte stellt die mexikanische Regisseurin Laura Uribe in Mare Nostrum die drängenden politischen Fragen unserer Zeit. Ihr bildgewaltiges Dokumentartheater erzählt von Flucht und Vertreibung und gibt Betroffenen eine Stimme.

Ab Donnerstag überrascht Dein Wort in meinem Mund von Anna Rispoli, Lotte Lindner & Till Steinbrenner die Karteninhaber nicht nur mit ungewöhnlichen und noch geheimen Spielstätten, sondern auch mit einer Vielzahl von Einstellungen zur Liebe. 600 HIGHWAYMEN, Meister des subtilen Mitmachtheaters aus New York, loten in ihrer gefeierten Produktion The Fever die Verantwortung des Einzelnen sowie der Gruppe aus. Und wer sich gerne im Detail verliert und eine intellektuelle Radikalität nicht scheut, kann der belgischen Künstlerin Sarah Vanhee in ihrer Performance Oblivion dabei zusehen, wie sie den Müll wieder auspackt, den sie ein Jahr lang gesammelt hat.

Am zweiten Festivalwochenende zerlegen dann Francesca Pennini und ihre hochathletischen Performer in Sylphiarium. Maria Taglioni on the Ground die Balletttradition mittels getauschten Geschlechterrollen, über 100 extravaganten Kostümen und einem selbstironischen Blick auf Hipness und Körperkult.
Und es darf auch gelacht werden: Denn niemand ist uncooler als Sacha Yanow als ihr eigener Vater in Dad Band: mit Schnurrbart, Karohemd und weiteren Insignien des weißen amerikanischen Mittelklasse-Dads ausgestattet, zeichnet sie ein intimes wie liebevolles Porträt ihres Vaters. Die finnische Künstlerin Anna Paavilainen nimmt sich in Play Rape eines ernsten Themas an, ohne dabei jedoch den Humor zu verlieren: Sie porträtiert eine junge Schauspielerin, die genug davon hat, auf der Bühne weibliche Opferrollen einzunehmen und hinterfragt Hierarchien und Machtbeziehungen im Theater.  

Auf der Bühne im Festivalzentrum spielen in den kommenden Tagen Baby Dee, Dance the Tandem, Illay mit Band, Jamila & The other Heroes, Maarja Nuut, Hundres, Selvhenter und The Colder Sea.

Foto: Amanda Ryan