A Sign For The Future

In diesem Jahr stellt das Festival Theaterformen erstmals die Kultur Tauber* Menschen in den Fokus, die spannende künstlerische Impulse in den Umgang mit Sprache, Körper, neuen Technologien und Gemeinschaft bringt. Als Gastkurator*in präsentiert Rita Mazza Performances von Chisato Minamimura (Scored in Silence), Anna Seymour (SPIN) und Daniel Kotowski (Feeler), die mit Gebärdensprachen und visueller Kommunikation experimentieren. Unter dem Motto MAKING WAVES entwirft das britische Kollektiv The DisOrdinary Architecture Project ein Festivalzentrum auf der Prinzenstraße nach den Prinzipien von „Deaf Space“. Zehn Künstler*innen aus Europa forschen in einem einwöchigen Sign Language Art Laboratory und geben einen Einblick in die vielfältigen künstlerischen Formen von Gebärdensprachen. Und ein Workshop empowert Taube Jugendliche, das Theater als einen Ort zu erleben, an dem sie willkommen sind, und dort erste spielerische Erfahrungen zu machen.

Als barrierefreies Angebot wird eine Vorstellung von ZER-BRECH-LICH von Tauben und hörenden Dolmetscher*innen in DGS übersetzt. Das Gespräch mit dem Architekturkollektiv The DisOrdinary Architecture Project und das Nachgespräch mit der Künstlerin Chisato Minamimura wird von Tauben und hörenden Dolmetscher*innen in Lautsprache übersetzt. Im Festivalzentrum sowie vor und nach den Vorstellungen Tauber Künstler*innen wird DGS To Go angeboten, um Austausch zu ermöglichen. 

Taube Menschen gehören einer sprachlichen und kulturellen Minderheit an. Ihre Kultur ist stark visuell und taktil geprägt und zeichnet sich durch einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn aus. Gerade im Theater und Tanz, aber auch in der Architektur kann die Taube Kultur deshalb ihre kreative Kraft entfalten und neue Formensprachen entwickeln. Wir stellen Taube Kultur erstmals innerhalb eines internationalen Theaterfestivals ins Zentrum. Dazu gehört auch ein Umdenken: Denn nach wie vor ist ein Defizitdenken vorherrschend, das den Verlust des Hörsinns in einer hörend dominierten Welt in den Mittelpunkt stellt. Dem stellen Taube Wissenschaftler*innen das Konzept des „Deaf Gain“ entgegen, demgemäß sowohl Taube Menschen als auch die Gesellschaft insgesamt von der Existenz Tauber Kultur und Gebärdensprachen profitieren können.

Um diesen Schwerpunkt angemessen umzusetzen, gehen wir das Thema auch auf der Ebene unserer Arbeitsstruktur an. Wir arbeiten mit Rita Mazza als Kurator*in für Gebärden(sprach)performances zusammen und haben das Programm im gemeinsamen Dialog entwickelt. Mazza ist freischaffend als Choreograf*in tätig und kuratiert unter anderem das Festival Del Silencio in Mailand. Xenia Dürr berät uns audismuskritisch** und gibt für das Festivalteam, Kassen- und Einlasspersonal sowie für die Technik Sensibilierungsworkshops. Zudem haben wir das Festivalteam um zwei Taube Mitarbeiterinnen erweitert. Um uns auf diese vielfältigen Zusammenarbeiten vorzubereiten, hat ein Teil des Teams einen A1 DGS-Kurs absolviert.

 

* Taub ist eine positive Selbstbezeichnung nicht hörender Menschen, unabhängig davon, ob sie Taub, resthörig oder schwerhörig sind. Weitere Informationen über den folgenden Link: Diversity Arts Culture 

** Audismus bedeutet, dass Taube Menschen ausgegrenzt oder ausgeschlossen werden. Weitere Informationen über den folgenden Link: Diversity Arts Culture

 

A Sign For The Future wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Gefördert durch die Klosterkammer Hannover.